Eissturm

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Suizid 2 oder ein nüchterner Blick

Vorwort

 

Warum ich wieder auf dieses leidige Thema eingehe. Nun als ich zum ersten mal darüber geschrieben habe war ich in einer psychischen Ausnahme Situation. Beziehungsweise noch die Folgen davon. Nun gehe ich die Sache mal nüchtern und logisch an. Gut ich warne diejenigen die nicht schon wieder was psychologisches von mir Lesen wollen und denen das Thema an die nerven oder die Nieren gehen, hört auf zu lesen.

 

Teil 1

Zwei Meinungen

 

Ich habe zu dem Thema zwei Meinungen die sich konkre Verlaufe. Gehe ich dann erstmals das Pro ab. Niemand hat mich gefragt ob ich leben will. Und niemand fragt mich das jetzt. Alle wollen mir vorschreiben wie ich zu leben habe. Und meine Meinung ist dazu haben sie kein Recht. Muss ich das Leid ertragen? Kann ich das nicht selbst entscheiden? Wenn ich frei bin im Geist warum dann nicht auch in den Punkt? Und man sagt Suizid ist egoistisch, aber ist die Ächtung durch die Gesellschaft nicht auch Egoismus? Das wäre mein Pro Argument.

Jetzt das Contra Argument. Suizidalität ist meistens eine Phase. Es gibt da ein gefährliches Zeitfenster bei der Behandelung von Depressionen. Nämlich dann wenn durch die Antidepressiva zuerst der Antrieb gesteigert wird und dann die Laune. Vereinfacht ausgedrückt. Das führt dann öfters mal zu Selbstmordversuche. Also wird dieser Mensch nie erleben wenn der Glückt das sich seine Laune besser wird und er Lebensqualität dazu gewinnt. In meinen Fall heißt das hätte mich damals die Polizei erschossen oder mich erwürgt hätte ich nie in einer Band gespielt. Ich wäre nie auf Demos gegangen. Ich hätte nie Kontakt zu Anarchisten gehabt. Ich würde jetzt nicht den besten Flirt meines Lebens haben. Und ich könnte das was mein Leben fickt nicht therapeutisch aufarbeiten. Alles Sachen die ich aus heutiger Sicht nicht missen will. Klar würde mir das als Toter nichts ausmachen ich glaube nicht an ein Leben nach den Tod. So komm ich zum nächsten Teil.

 

Teil 2

Das Tabu

 

Suizid ist mit einen Tabu behaftet. Doch warum. Nun der Tod ist immer hässlich er nimmt uns die Liebsten und lässt uns alleine zurück. Und bei Suizid kommt der Tod plötzlich. Es ist nicht wie Krebs wo man sich darauf vorbereiten kann das einer stirbt. Und es kommt dazu das es von eigener Hand der Tod kommt. Und man kann natürlich sauer sein auf Krebs oder den Fahrer des Unfallfahrzeug. Und eben bei Suizid wird egal wie Fair man ist sauer auf den der diesen Weg „gewählt“ hat. Gut Suizid ist ehrlos. Aber ein Schizophrener der imperative Stimmen hört die ihm Befehlen von einen hohen Gebäude zu springen ist nicht schwach sondern hat eine Hirnstoffwechselstörung die ihn in diesen Fall umgebracht hat. Gehen wir zu Depressiven deren Hirnstoffwechsel ist auch gestört und nur weil sie etwas zurechnungsfähiger als Schizophrenen wirken ist man geneigter ihnen einen Suizid übler zu nehmen. Doch kann man bei beiden Fällen von einen „Freitod“ reden. Oder in meinen Fall ein gerütteltes Maß an Wut, Trauer und Selbsthass. Wenn mich diese Gefühle übermannen und ich mich für die Brücke meiner Wahl entscheide ist das dann wirklich meine Entscheidung? Eine Schwäche des Geistes oder einfach Pech?

 

Teil 3

Praktische Erfahrung

 

Nun ich komm bei Zählung auf drei Ereignisse in meinen Leben die mir beinahe das Leben gekostet haben. Bei einer war ich ein Kind also ohne Belang. Die zwei anderen waren zu mindestens für mich interessant. Vor über 10 Jahre kippte mir ein Scherzbold Liquid Extacy ins Bier. Als ich darauf den Bahn verpasste wäre das nicht schlimm gewesen weil ich dann einfach zu Fuß gegangen wäre. Da fing die Droge an zu wirken. Es war kalt und ich war nicht wetterfest angezogen. Also schleppte ich mich mit letzter Kraft in einen Fahrstuhl. Was aber auch nicht viel wärmer war. Und mir wurde klar wenn ich jetzt die Augen schließe könnte es das gewesen sein. Ich dachte daran wie ich mein Leben bis jetzt geführt hatte und stellte fest das ich nicht so gelebt hatte wie ich Leben wollte. Das was dann kam war Panik. Ich wollte Leben nur einen Moment um mein Leben richtig zu leben. Ich fühlte mich wie ein Tier in einen zu engen Käfig was in Panik gegen die Gitterstäbe kratzt. Irgendwann verlor ich das Bewusstsein und war mehr als froh meine Augen wieder zu öffnen.

Ungefähr ein halbes Jahr später sprang ich wegen ein paar Kidies in den Rhein. Und ich wurde unter einen Anlegesteg gezogen. Ich schwamm gegen die Strömung, aber mir wurde dann wieder klar das es das gewesen sein könnte. Nun dachte ich an mein Leben und ich hatte es wenigstens versucht richtig zu leben. Ich konnte mit diesen Art des Todes meinen Frieden machen. Dann kam ich an die Oberfläche. Nun die Lektion die ich gelernt habe ist das man gehen kann wenn man zu mindestens versucht nach seinen Gefühl richtig zu leben.

Dann Verlies mich die Liebe meines Lebens und ich beschloss mich umzubringen. Kein Hilfeschrei. Sondern ich wartete das ich soweit war zu sterben. Und ich versuchte etwas umzusetzen was ich mir bei Suizidalität immer gedacht hatte. Wenn du dich umbringen willst dann hast du alle Freiheit. Denn wie will man dich Sanktionieren. Du stirbst und das wars also kannst du ohne Rücksicht auf Verluste sagen was du willst, tuen was du willst und verdammt nochmal denken was du willst. Tja das Ergebnis war nicht so wie ich es mir vorgestellt habe und ich überlebte diese Phase auch. Obwohl ich an den Punkt kam das ich mich verabschieden konnte. Keine Ahnung was mich rettete.

 

Teil 4

Der Trialog

 

So das Thema Suizid klopft öfters mal an meine Tür und sagt: „Guten Tag können wir mit ihnen über die Sinnlosigkeit des Lebens und den erlösenden Tod reden“ Und Ich sag da meistens: “Aha Nett das sie vorbeikommen ich setzt Kaffee auf und wir reden“. Manchmal ist es ein netter Plausch, manchmal ne angeregte Diskussion und etwas was zum Glück selten ist ein regelrechtes Anschreien.

Ich versuche jetzt das Gespräch wiederzugeben was ich über dir letzte Woche hatte. Als ich von der Therapie kam bis dahin als ich die Sitzung einigermaßen verdaut hatte. Dieses Gespräch dauerte über ne Woche und ist verkürzt wiedergegeben. Es ist ein Experiment.

 

Ich bin Ich (Normal)

S ist meine Suizidalität

L ist Lebenswille

 

S: Es tut weh wie damals. Tue dir das nicht an. Mach Schluss

Ich: Ich glaube du hast recht.

L: Moment deswegen gehst du zu Therapie, du wusstest es das es irgendwann weh tuen würde, willst du wirklich aufgebe?

S: Ist doch egal das zerstört dein Leben du wirst nie gesund werden du hast keine Chance.

L: Schau mal wie weit du gekommen bist, du bist glücklich und da hat dir keiner geholfen und du hast jetzt professionelle Hilfe, du tust was und nur weil es Wehtut willst du aufgeben. Das war für dich nie ein Grund. Es tut jetzt weh aber denk daran als es passierte das ging über Jahre und du hast es überlebt weil du nicht aufgegeben hast. Warum jetzt damit anfangen.

S: Du hast keinen Grund zu kämpfen. Alles was du anfängst scheitert. Du stehst alleine keiner hilft dir.

L: Hilf dir selber. Wenn du nicht für dich kämpft dann kämpfe für die die schon verloren haben.

 

Und Dann

 

L: Junge du hast immer gegen diese Scheiße gekämpft aus dem einfachen Grund weil du fürs kämpfen geboren wurdest. Niemals Aufgeben war einer deiner Lebensregeln weil du den Leute niemals die Genugtuung geben wolltest das sie dich brechen. Du brauchtest keinen Glauben an den Sieg oder einen Einfachen weg. Du brauchtest nur deine Wahrheit und sonst nichts. Und das hier wirst du auch überstehen. Auch aus dem Grund weil du nicht mehr säufst, kiffst und psychotisch bist.

Ich: Danke fürs Gespräch

 

Teil 5

Konsequenzen

 

Nun was für Konsequenzen ziehe ich aus dem ganzen. Also man will das sich niemand umbringt. Dann tabuisiert das ganze nicht. Ich bin der Meinung das die Verurteilung von Selbstmord tötet. Vielteich würde Enke noch Leben hätte er offen drüber sprechen können. Wenn wir aufhören es moralisch zu betrachten bleibt es tragisch. Tragisch für die die es tuen und für die Hinterbliebenen. Aber entweder es ist die eigene Entscheidung oder auch einfach ein Stoffwechselproblem. Man sollte dabei aber auch nicht den Selbstschutz vergessen. Wer damit direkt konfrontiert wird sollte sich fragen: „Kann ich das Aushalten?“ „Kann ich mich abgrenzen?“ „Wie weit gehe ich?“ Ich habe durch meinen öffentlichen Umgang damit viel Kritik eingehandelt. Ich habe ein Tabu gebrochen aber auch Zuspruch oder wenigstens Nachfrage erhalten. Das tat genauso gut wie sich mit dem ein oder anderen Idioten über Internet zu kloppen. Ich werde dieses Thema nicht mehr breit treten sondern nur noch per PN diskutieren. Ich wünsche mir das ihr einen Einblick in diese Gedankenwelt hat und es euch wie auch anderen hilft wenn ihr in der Situation geratet. Danke für die Aufmerksamkeit

geschrieben in am 30. Januar um 07:40

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